Vorwort

Ich beschäftige mich viel mit der Frage, was geschehen muss, damit das Böse aus der Welt verschwindet. Diese Frage treibt mich um seit Jahrzehnten, sie lässt mich nicht schlafen, macht mich sehr wütend und manchmal traurig. Merkwürdigerweise verursacht diese Frage in mir selten ein Gefühl der Hilflosigkeit, obwohl das vielleicht zu erwarten wäre angesichts der scheinbaren Aussichtslosigkeit eines solchen Unterfangens.

Nein, verrückterweise fließt mir Energie zu, fast immer, wenn ich mich mit dieser Frage auseinander setze. Und ich versuche wieder und wieder, einen Ansatz zu finden, der meine inneren Kritiker überzeugt, der Menschen, denen ich von diesen Ideen erzähle, überzeugt oder sie zumindest nachdenklich werden lässt.

So viele Ansätze habe ich schon begeistert verfolgt, um sie nach Tagen oder Monaten enttäuscht aufzugeben, weil die Gedanken, die mir gestern noch klar und kraftvoll erschienen, im nüchternen Licht des neuen Tages dürr und voller Löcher vor mir lagen. Und wieder suchte ich nach einem neuen Weg.

Dieses Mal habe ich das Gefühl, etwas von Wert entdeckt zu haben, eine schlüssige Erklärung, warum das Böse offenbar seit Anbeginn der Menschheit wie ein kalter Schatten bei uns ist und warum bisher keine Anzeichen für sein baldiges XXX Aussterben Auflösung zu erkennen sind. Nun bitte ich um eure Hilfe, liebe Leserinnen, liebe Leser: Bitte prüft meine Gedanken, wägt sie sorgfältig, gebraucht eure Köpfe, eure Erfahrungen, eure Intuitionen! Sagt mir, wo ich Fehler mache, wo ich die Wahrheit im Nebel verloren habe. Ich sichere euch meine Dankbarkeit zu, denn ich will die Wahrheit wissen, immer, egal wie sie aussieht. Wo ich vielleicht die Wahrheit gefunden habe, hoffe ich, dass sie euch hilft, glücklicher zu leben - und dass sie der Welt helfen kann, weniger ein Ort unnötiger Grausamkeit zu sein.

Fragen

Wieso ist das Böse so stabil in der Welt? Das ist nämlich eigentlich ein ganz erstaunlicher Umstand, weil ich zeigen werde, dass das Böse für die allermeisten Menschen nicht von Nutzen ist. Wieso spielen seit Jahrtausenden Millionen und Milliarden von Menschen ein blutiges, furchtbares Spiel miteinander, bei dem fast alle auf grausame Art verlieren? Die Antwort auf diese Frage ist von ungeheurer Wichtigkeit, denn sie beantwortet gleichzeitig, was zu tun ist, um diesen Zyklus zu unterbrechen.

All dieses Reden vom “Bösen” - was ist das eigentlich? Geduld, auch damit müssen wir uns beschäftigen. Was ist mit diesem Begriff sinnvollerweise im Rahmen dieses Gesprächs gemeint? Sind es Handlungen, Gedanken oder noch etwas anderes? Welche Handlungen müssen als böse eingestuft werden und warum? Was ist das für ein Ding, dieses Böse, von dem ich behaupte, dass es seit Urzeiten der vampirische Begleiter der Menschen ist? Eine Handlung kann es nicht sein, denn eine Handlung geschieht nur im Moment. Ein Gedanke könnte schon eher die Zeiten überdauern, doch es müsste eine besondere Art von Gedanke sein. Also ist zu klären: 1. Was soll unter den Begriff “böse” fallen? 2. Stimmt meine Behauptung, dass diese bösen Dinge im Gegensatz zur Realität stehen? 3. Was für ein Ding kann das sein, das über die Jahrtausende hinweg Gedanken und Handlungen entstehen lässt, die im Widerspruch stehen zu einem erfolgreichen Dasein in der Realität? 4. Wie kann etwas mit solch zerstörerischen Eigenschaften derart stabil sein? 5. Und wie kann seine Herrschaft beendet werden, falls das überhaupt möglich ist?

Die Beantwortung der dritten und vierten Frage macht den Kern dieses Buches aus. Eine Beschäftigung mit der ersten und zweiten Frage ist notwendig, um den Boden dafür zu bereiten, hier werde ich Argumente anderer Denker anführen. Die Antwort auf die fünfte Frage ergibt sich aus der der vierten, weil jede dieser beiden Fragen jeweils die Negation der jeweils anderen ist. Für die Beantwortung der dritten und vierten Frage werde ich Konzepte aus der Evolutionsbiologie vorstellen, die leider noch nicht Allgemeinwissen sind.

Das ist ein umfangreiches Forschungsprogramm. Ich behaupte nicht, die ganze Wahrheit hierzu gefunden zu haben. Was ich hoffe ist, eine überzeugende Argumentation zu präsentieren, wie all diese Dinge zusammen hängen könnten und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Dies wäre dann eine These, die weiter überprüft werden kann, zum Einen, indem inhaltlich meine Gedankengänge und Argumente auf den Prüfstein gestellt werden, zum Anderen, indem Versuche unternommen werden, die Konsequenzen in der Welt umzusetzen und die Ergebnisse zu beobachten.

Dank

Sollte ich hier etwas Wichtiges gefunden haben, dann nur, weil ich auf den Schultern von Giganten stehen darf, die mit Mut und Gedankenklarheit immer wieder den Nebel aufgerissen haben, durch den wir die Wirklichkeit zu erkennen versuchen. Giganten, die mich selbständig denken lehrten und mich mit Erkenntnissen ausrüsteten, die ich niemals selbst hätte finden können.

Ist es nicht wunderbar, wie wir Denkenden über die Jahrtausende und die Kontinente hinweg in innigem Kontakt miteinander stehen können, ohne einander je begegnet zu sein? Seit ich meiner Gefühle bewusster geworden bin und mich ihrer nicht länger schäme, spüre ich eine zärtliche Berührung, wenn ich kluge Gedanken anderer lese oder höre, wie den sanften Arm eines guten Mentors, der mich auf den Pfad zur Erkenntnis führt. Wie zwei Eltern sich gemeinsam an ihrem Kind freuen, genieße ich die geistige Anwesenheit jener, die sich mit mir an der Wahrheit erfreuen.

Neben den Tausenden Unbekannten der Geschichte, neben den längst vergessenen und doch nachwirkenden Gesprächen und Erlebnissen danke ich vor allem meiner Frau für ihren intuitiven und fein wahrnehmenden Zugang zur Wahrheit, der so eine herausfordernde Ergänzung ist für mein analytisches Denken. Ich bin dankbar, dass Sokrates und Aristoteles gelebt haben, ich danke Stefan Molyneux und allen Unterstützern von Freedomain Radio für die Verbreitung der Aufforderung zum eigenen Denken und Fühlen in der Welt. Ich danke Ludwig von Mises, Ayn Rand, Hans-Hermann Hoppe, Richard Dawkins, Ernst Tugendhat und so vielen anderen! Was für ein Glück, dass in unserer manchmal so dunklen Welt solch unerschrockene Forscher zu allen Zeiten auf der Suche sind nach dem Weg ins Licht!

Was ist im Detail als böse zu bezeichnen?

Ich will mich hiermit gar nicht allzu lange aufhalten. Mir ist bewusst, dass Abertausende Auffassungen auf der Welt angeboten werden für die Frage, was denn als unhinnehmbar, unerträglich oder falsch gelten soll. Die Wörter “unmoralisch” oder gar “böse” mögen viele Menschen schon gar nicht mehr verwenden, angestaubt und mittelalterlich erscheinen sie ihnen. Vielleicht weil diese Wörter noch eher die Vorstellung vermitteln, dass solche Bewertungen allgemein gültig sein könnten, und nicht durch subjektive Meinungen und mit den Jahren wechselnde Moden entschieden werden. Doch wenn 2+2 überall und zu allen Zeiten 4 ergíbt und ein Stein immer und überall mit konstanter Beschleunigung zu Boden fällt, könnte es nicht auch ein objektives Richtig und Falsch geben für … für was eigentlich?

Auf welche Dinge wenden wir den Begriff “böse” an?

Zustände, Handlungen, Gedanken, …

ungerecht, unfair, ungleich?

http://www.therapieplatz-jetzt.de/ http://www.vfp.de/verband/verbandszeitschrift/alle-ausgaben/67-heft-03-2014.html